Mittlerweile lebt Samer Mohamad seit 40 Jahren in Deutschland, hat aber seine syrischen Wurzeln nicht vergessen. Er erinnert sich an den Start, an die Schulzeit, in der er CDs an andere Mitschüler verkaufte, um sein Taschengeld zu verdienen – an die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei einem exklusiven Herrenausstatter, die ihm erste Einblicke in die Welt der Reichen und Schönen gewährte, die sich scheinbar alles leisten konnten.

 

 

 

Inspiriert vom Blendwerk einer Scheinwelt, in der Geld keine Rolle zu spielen schien, machte er sich als Importeur für Maßhemden selbstständig, getragen von der Vision, der „Lagerfeld der arabischen Welt“ werden zu wollen. Ein Unterfangen, das ihm bereits im Alter von 26 Jahren die erste harte Lektion des Unternehmertums erteilen sollte.

 

Der Weg zu Ruhm, Anerkennung und Reichtum endete in einem Desaster. Mit 50.000 Euro Schulden, dem Verlust der Wohnung, des Autos und dem Entzug der Aufenthaltsgenehmigung zeigte das Leben plötzlich seine kantige, hässliche Seite. Es folgten als weitere Highlights obendrauf die Obdachlosigkeit und die erste bittere Erkenntnis, das Hochmut vor dem Fall kommt.

 

Samer Mohamad: „Es war die erste ganz große Niederlage in meinem Leben und ich wusste, ich muss wieder aufstehen. Für mich, für das Ansehen meiner Familie. Das war ich allen schuldig. Es folgten Jobs als Telefonverkäufer, als Türsteher, ich nahm jede Gelegenheit wahr, um Geld zu verdienen, arbeitete Tag und Nacht, denn ich wollte wieder raus aus dieser Situation, egal wie“, erinnert er sich rückblickend. 

 

 

Ein altes Sprichwort besagt, das dem Regen die Sonne folgt und das nach Zeiten, die von Dunkelheit und Depression geprägt sind, Licht kommt. Es scheint ein Naturgesetz zu sein, das sich bei entsprechendem Einsatz, dem richtigen Mindset, Fleiß und Beharrlichkeit Erfolg einstellt. Wer nicht aufgibt, wird belohnt. Wer kämpft, wird gewinnen, und das Leben stellt weitere Chancen als Belohnung in Aussicht.

 

Wie Phönix aus der Asche avancierte Samer Mohamad vor gut zehn Jahren zum Social-Media-Guru, kreierte die Marke „Mister Promotion“, wurde als, Speaker und Social-Media-Berater gebucht, gewann vier Social-Media-Awards und schrieb den Bestseller „LIKE!“. – „Wie du dir über Social Media ein Imperium aufbauen kannst.“ 

 

Jetzt zeigte sich das Leben erstmalig von seiner Sonnenseite. Geldmangel gehörte der Vergangenheit an, Ruhm, Lob und Anerkennung waren künftig seine täglichen Begleiter – bis zu dem Tag, als sich, der Pestilenz gleich wie damals im Mittelalter, die Corona-Pandemie in ganz Europa ausbreitete und ganze Kontinente zum Stillstand brachte. Wirtschaftlich, mental, pandemisch und brutal zerstörte das Virus Millionen von Existenzen in ungeahntem Variantenreichtum. 

 

 

 

Da war sie wieder, die Dunkelheit. Mit Ausbruch der Pandemie kam für Samer Mohamed wie für viele andere der wirtschaftliche Absturz über Nacht. Aufträge brachen weg, Forderungen fielen aus und im Ergebnis entstanden als Resultat 250.000 Euro Verbindlichkeiten. Sozusagen das Fünffache dessen, was beim ersten Versuch, sich selbstständig zu machen anfiel. Auch die Konsequenzen potenzierten sich. Steuerschulden, Abgabe der Vermögensauskunft und Privatinsolvenz. Damit nicht genug: Die Abwärtsspirale setzte sich in einer Trennung fort, Depressionen wurden zum täglichen Begleiter und das Blitzlichtgewitter des Erfolges verstummte. Die bittere Realität hat wieder für Bodenhaftung gesorgt und die Leitplanken für weitere Erkenntnisse gesetzt.