Michael Rutherford

Rutherford erhält 235.166 Dollar Schadenersatz wegen Vertragsbruch von Pruvit

Facebook
WhatsApp
LinkedIn
Telegram
Email

Das US-Bundesgericht für den Eastern District of Texas hat in der Rechtssache Rutherford et al v. Pruvit Ventures, Inc. (Aktenzeichen 4:2024cv00561) dem ehemaligen Top-Vertriebspartner Michael Rutherford einen Schadenersatz von 235.166 Dollar wegen Vertragsbruch durch das Network-Marketing-Unternehmen Pruvit und dessen CEO Brian Underwood zugesprochen. Das im September ergangene Urteil beendet einen komplexen Rechtsstreit um eine gebrochene Vergleichsvereinbarung aus dem Jahr 2023 und stellt fest, dass das Unternehmen seine vertraglichen Verpflichtungen vorsätzlich verletzt hat.

 

Hintergrund des Falls

Michael Rutherford, ein ehemaliger Top-Vertriebspartner des Multi-Level-Marketing-Unternehmens Pruvit, klagte gegen das Unternehmen wegen Verletzung einer 2023 geschlossenen Vergleichsvereinbarung. Der Fall wirft ein Licht auf die komplexen finanziellen Strukturen und Machtkämpfe innerhalb der MLM-Branche.

 

Die ursprüngliche Vereinbarung

Im August 2023 hatten Rutherford, Pruvit und CEO Brian Underwood eine Vergleichsvereinbarung geschlossen, die Rutherfords erste Klage gegen das Unternehmen beendete. Die Vereinbarung garantierte Rutherford monatliche Provisionen von bis zu 100.000 Dollar auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Geschäft, wobei ein Viertel der Provisionen an den damaligen Mitgründer und CEO Brian Underwood gehen sollte. Die Zahlungen waren für einen Zeitraum von drei Jahren vereinbart, und Pruvit verpflichtete sich, keine Vertriebspartner aus Rutherfords Downline umzuverteilen.

 

Vertragsbruch durch Pruvit

Das Gericht stellte fest, dass Pruvit die Vereinbarung in zwei wesentlichen Punkten verletzt hatte. Zum einen hielt das Unternehmen unrechtmäßig Provisionen aus den Ebenen 9, 10 und 11 zurück, zum anderen beendete es Rutherfords Provisionszahlungen vorzeitig nach dem 17. April 2024.

 

Gescheiterte Verteidigungsstrategie

Pruvit versuchte, seinen Vertragsbruch mit der Behauptung zu rechtfertigen, Rutherford habe Pruvit-Vertriebspartner in sozialen Medien nicht blockiert oder entfreundet, weiterhin mit der „Pruvit-Community“ kommuniziert und Pruvit-Vertriebspartner für andere Geschäftsvorhaben angeworben. Das Gericht wies alle diese Argumente zurück und stellte fest, dass die Vergleichsvereinbarung keine Verpflichtung zum Blockieren von Personen in sozialen Medien enthielt und keine ausreichenden Beweise für unerlaubte Anwerbung vorlagen.

 

Berechnung des Schadenersatzes

Ursprünglich hatte Rutherford über 600.000 Dollar Schadenersatz gefordert. Das Gericht lehnte diese Forderung jedoch als „grobe Schätzung ohne zeitgenössische Belege“ ab. Stattdessen stützte sich das Gericht auf „Financial Log Payments“ von Pruvit und ermittelte durchschnittliche monatliche Einnahmen von 48.500 Dollar während der Referenzperiode. Der zugesprochene Schadenersatz von 235.166 Dollar wurde bis zum Prozessbeginn berechnet. Rutherford erhielt zusätzlich Anspruch auf Anwaltskosten und Zinsen nach dem Urteil.

 

Gerichtliche Anordnungen

Das Gericht ordnete an, dass Pruvit den Schadenersatz von 235.166 Dollar zahlen, Rutherfords Provisionen ab dem Prozessdatum bis zum Ende der ursprünglich vereinbarten dreijährigen Vergleichsperiode wieder einsetzen und die Anwaltskosten sowie Zinsen nach dem Urteil tragen muss.

 

Brian Underwood nicht persönlich haftbar

Interessant ist, dass das Gericht CEO Brian Underwood nicht für persönlich haftbar erklärte, obwohl er von seinem 25-prozentigen Anteil an den Vergleichsprovisionen profitiert hatte.

 

Komplexer Hintergrund der Geschäftsbeziehung

Der Fall offenbart die komplexen und problematischen Strukturen innerhalb von Pruvit. Rutherford und Underwood hatten bereits seit über einem Jahrzehnt gemeinsam in verschiedenen MLM-Unternehmen gearbeitet, wobei Rutherford ursprünglich 50 Prozent seiner Provisionen an Underwood abgetreten hatte. Erschwerend kam hinzu, dass Pruvit die Gehaltszahlungen an Führungskräfte eingestellt hatte, während das Unternehmen einen Börsengang vorbereitete.

 

Rechtliche Präzedenz

Diese Entscheidung könnte wichtige Auswirkungen auf die MLM-Branche haben, da sie zeigt, dass Gerichte bereit sind, Vergleichsvereinbarungen zwischen ehemaligen Vertriebspartnern und MLM-Unternehmen durchzusetzen, auch wenn komplexe Provisionssysteme und Corporate-Governance-Probleme vorliegen.

Der Fall fand vor dem Hintergrund weiterer Umstrukturierungen bei Pruvit statt.

 

Herbalife-Übernahme und Auswirkungen auf die Vollstreckung

Zeitgleich mit dem laufenden Rechtsstreit vollzog sich eine bedeutende Unternehmenstransaktion: Im März 2025 gab Herbalife Ltd. (NYSE: HLF) bekannt, dass es eine verbindliche Absichtserklärung zum Erwerb von 100 Prozent der Vermögenswerte von Pruvit Ventures, Inc. unterzeichnet hat. Die Transaktionen sollen im zweiten Quartal 2025 abgeschlossen werden und werden voraussichtlich zwischen 25 und 30 Millionen Dollar kosten, mit zusätzlichen bedingten Zahlungen basierend auf zukünftiger Leistung.

Pruvit wird für bis zu zwei Jahre unabhängig unter seinem derzeitigen Eigentum weitergeführt, während Herbalife beginnt, Keton-Produkte zu vermarkten. Diese Übernahme ist besonders bemerkenswert, da Herbalife in seiner 45-jährigen Geschichte noch nie ein anderes Network-Marketing-Unternehmen erworben hat.

 

Rechtliche Implikationen für die Urteilsvollstreckung

Der Asset-Kauf durch Herbalife wirft wichtige Fragen zur Vollstreckbarkeit des Rutherford-Urteils auf. Nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen ist ein Käufer von Unternehmensvermögen grundsätzlich nicht für die Schulden und Verbindlichkeiten des Verkäufers haftbar – ein Prinzip, das als „Rule of Non-Liability“ bekannt ist. Es gibt jedoch mehrere Ausnahmen, die eine sogenannte „Successor Liability“ begründen können.

Die kritischen Faktoren für eine Nachfolgerhaftung umfassen die Kontinuität von Management, Personal, Standort und Geschäftsbetrieb sowie die Übernahme von Verbindlichkeiten, die für die ununterbrochene Fortsetzung des Geschäfts notwendig sind. Da Pruvit unter seiner derzeitigen Führung weitergeführt wird und Brian Underwood als CEO bestätigt wurde, könnte eine substanzielle Geschäftskontinuität vorliegen.

Allerdings schützt die Strukturierung als reiner Asset-Kauf Herbalife weitgehend vor der Übernahme bestehender Verbindlichkeiten, es sei denn, diese werden ausdrücklich übernommen. Das bedeutet, dass Rutherford sein Urteil primär gegen die ursprüngliche Pruvit Ventures, Inc. vollstrecken muss, deren Vermögenswerte nun größtenteils an Herbalife übertragen wurden.

 

Praktische Vollstreckungsherausforderungen

Für Rutherford ergeben sich dadurch potentielle Vollstreckungsschwierigkeiten. Wenn die ursprüngliche Pruvit-Gesellschaft nach dem Asset-Verkauf nur noch über begrenzte Vermögenswerte verfügt, könnte die Durchsetzung der 235.166 Dollar Schadenersatz plus laufender Provisionen erschwert werden. Die Transaktionsstruktur zeigt, warum Gläubiger oft versuchen, vor größeren Unternehmenstransaktionen gerichtliche Sicherungsmaßnahmen zu erwirken.

Die Mediation, die das Gericht angeordnet hat, könnte vor diesem Hintergrund an Bedeutung gewinnen, da sowohl Rutherford als auch Pruvit/Herbalife ein Interesse an einer schnellen Beilegung haben dürften, um Unsicherheiten bezüglich der Vollstreckbarkeit zu beseitigen.

Das Urteil zugunsten von Rutherford sendet ein klares Signal an die MLM-Branche: Vergleichsvereinbarungen müssen eingehalten werden, und Unternehmen können sich nicht einfach einseitig aus ihren vertraglichen Verpflichtungen zurückziehen. Mit dem zugesprochenen Schadenersatz von 235.166 Dollar plus Anwaltskosten und der Anordnung zur Wiederaufnahme der Provisionszahlungen hat das Gericht deutlich gemacht, dass Vertragsbrüche Konsequenzen haben.

Aktenzeichen: Rutherford et al v. Pruvit Ventures, Inc., Case No. 4:2024cv00561
Gericht: U.S. District Court for the Eastern District of Texa

Sidebar I – Hier können Sie eine Anzeige platzieren

Sidebar small – Hier können Sie eine Anzeige platzieren

Sidebar II – Hier können Sie eine Anzeige platzieren

Sidebar II – Hier können Sie eine Anzeige platzieren

Sidebar IV – Hier können Sie eine Anzeige platzieren

Sidebar V – Hier können Sie eine Anzeige platzieren

Sidebar VI – Hier können Sie eine Anzeige platzieren