Der brasilianische Kosmetikkonzern Natura &Co verzeichnete im Geschäftsjahr 2024 einen konsolidierten Jahresumsatz von 4,2 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung von 21,5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit konnte das Unternehmen seinen Wachstumskurs deutlich beschleunigen. Insbesondere das Schlussquartal trug zum Erfolg bei: im Q4 2024 konnte ein Umsatz von 1,3 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 16,1 % im Vergleich zum Vorjahresquartal erzielt werden.
Nettoverlust gesunken
Der Nettoverlust im vierten Quartal betrug 1,3 Millionen US-Dollar nach 470 Millionen US-Dollar Verlust im gleichen Zeitraum 2023. Diese deutliche Ergebnisverbesserung spiegelt die Kostenmaßnahmen und ersten Erfolge der Portfoliostraffung wider, mit denen Natura &Co seine Profitabilität steigern will.
Starkes Wachstum der Marke Natura
Als Wachstumstreiber erwies sich 2024 vorwiegend die Kernmarke Natura im Heimatmarkt Brasilien. Im vierten Quartal stieg der Umsatz der Natura-Marke in Brasilien um 21,1 % gegenüber dem Vorjahr. Das Unternehmen führt dies auf eine höhere Produktivität der Vertriebspartner zurück sowie erfolgreiche Cross-Selling-Aktionen in Kombination mit verstärkten Investitionen in Marketing und Innovationen, die für eine zusätzliche Nachfrage sorgten.
Auch im stationären Handel baut Natura ihre Präsenz stark aus: Ende 2024 betreibt die Marke 145 eigene Geschäfte in Brasilien (33 Filialen mehr als ein Jahr zuvor) und 863 Franchise-Stores (plus 90 im Vergleich zu Q4 2023).
Zudem wuchs Natura auch in der gesamten Region Lateinamerika dynamisch – in den spanischsprachigen Märkten stieg der Umsatz im vierten Quartal währungsbereinigt um 33,5 % (getrieben vorwiegend durch Zuwächse in Mexiko). Diese robuste Entwicklung der Natura-Sparte konnte Rückgänge bei Avon mehr als ausgleichen und das Konzernergebnis maßgeblich steigern.
Herausforderungen bei Avon
Deutlich durchwachsener präsentierte sich die Performance der Traditionsmarke Avon, die Natura &Co 2020 übernommen hatte. In Lateinamerika blieben die Avon-Umsätze 2024 weitgehend stagnierend: In Brasilien sanken die Avon-Erlöse geringfügig um etwa 1 %, während in den übrigen lateinamerikanischen Ländern ein leichtes Plus von 1,7 % erzielt wurde
Besonders schwach entwickelte sich das Avon-Segment „Home & Style“, zu dem Haushalts- und Lifestyle-Produkte zählen – hier brach der Umsatz um 24,6 % im Jahresvergleich ein. Diese Rückgänge spiegeln eine anhaltende Schwäche von Avon in Kategorien außerhalb des Kerngeschäfts Beauty breiter.
Auch außerhalb Lateinamerikas macht Avons Geschäfte Probleme. Die Einheit Avon International – zuständig für Märkte in Europa, Asien und anderen Regionen – lieferte im abgelaufenen Jahr eine glanzlose Performance. Im vierten Quartal sah sich Avon International mit Umsatzrückgängen konfrontiert, was die Profitabilität der Sparte weiter belastete
Angesichts dieser Schwierigkeiten leitete Natura &Co eine umfassende Restrukturierung der Avon-Tochter ein. Bereits im August 2024 meldete die US-Holding Avon Products Inc. (API) freiwilligen Insolvenzschutz nach Chapter 11 in den USA ein. Nach der rechtlichen Neuordnung treibt Natura &Co nun die strategische Neuausrichtung von Avon voran. Bereits Ende 2024 kündigte das Management an, erneut strategische Alternativen für Avon International zu prüfen – darunter eine mögliche Abspaltung oder ein Verkauf der Sparte
Anfang 2025 wurde bekannt, dass Natura &Co hierzu exklusive Gespräche mit der Investmentgesellschaft IG4 Capital aufgenommen hat, um einen Verkauf des defizitären Avon-Geschäfts außerhalb Lateinamerikas auszuloten. Diese Verhandlungen befinden sich laut Unternehmen allerdings noch im frühen Stadium; Natura &Co bewertet weiterhin parallel andere Optionen für die Zukunft von Avon International. Branchenanalysten begrüßen den Kurs, sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren, und bewerten einen möglichen Avon-Verkauf als positiven Schritt .
So betonte JPMorgan in einer Analyse, dass der Verkauf von Avon International Natura &Co bei der Vereinfachung der Konzernstruktur helfen könnte und die starken Cashflows des lateinamerikanischen Kerngeschäfts deutlicher zutage treten lassen. Konzernchef Fabio Barbosa unterstrich, dass Natura &Co weiterhin klare Prioritäten verfolge: Man wolle in Lateinamerika Wachstum und Margen stärken, zugleich die Organisation verschlanken und die Kapitalallokation diszipliniert steuern
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