Der schwedische Kosmetikhersteller Oriflame verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 einen Umsatzrückgang von 8,6 Prozent auf 278,5 Millionen Euro gegenüber 304,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum – ein Minus von 26,2 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA sank von 12,6 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 0,1 Millionen Euro. Das Direct-Selling-Unternehmen aus Stockholm führt derzeit eine umfassende Restrukturierung durch, die eine Verlagerung der europäischen Produktion und eine Rekapitalisierung umfasst.
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Umsätze Oriflame Halbjahr 2025
| Region | 01 bis 06 2025 – Mio. € | Veränderung % zu 2024 |
|---|---|---|
| Europa & GUS | 139,9 | -13% |
| Asien | 49,0 | -16% |
| Lateinamerika | 36,3 | -24% |
| Türkei & Afrika | 23,0 | +3% |
| Manufacturing | 11,2 | -27% |
| Gesamt | 278,5 | -8,6% |
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Regionale Umsatzentwicklung zeigt unterschiedliche Trends
Die Geschäftsentwicklung in den vier Hauptregionen verlief heterogen. Europa & GUS als größter Markt mit 139,9 Millionen Euro Halbjahresumsatz verzeichneten einen Rückgang von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz entwickelte sich von 78,1 Millionen Euro im ersten Quartal auf 61,8 Millionen Euro im zweiten Quartal. Die Mitgliederzahl in der Region sank von 852.000 im ersten auf 676.000 im zweiten Quartal.
Asien erzielte 49,0 Millionen Euro Umsatz, was einem Minus von 16 Prozent entspricht. Die Region verzeichnete im ersten Quartal einen Rückgang von 13 Prozent, der sich im zweiten Quartal auf 19 Prozent verschärfte. Die Märkte China und Vietnam blieben schwierig, während andere asiatische Märkte unterschiedliche Entwicklungen zeigten.
Lateinamerika verbuchte 36,3 Millionen Euro Umsatz bei einem Rückgang von 24 Prozent. Nach einem ersten Quartal mit minus 22 Prozent verschlechterte sich die Entwicklung im zweiten Quartal auf minus 25 Prozent. Die Region litt unter wirtschaftlichen Turbulenzen und ungünstigen Währungsentwicklungen.
Türkei & Afrika bildeten als einzige Region eine Ausnahme mit 23,0 Millionen Euro Umsatz und einem Wachstum von drei Prozent. Die positive Entwicklung basierte auf starken Ergebnissen in Nigeria und anderen afrikanischen Märkten.
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Produktkategorien mit unterschiedlicher Performance
Das Produktportfolio zeigte gemischte Ergebnisse in den einzelnen Kategorien. Skincare behielt mit 27 Prozent den größten Anteil am Gesamtumsatz. Die Novage+ Serie verzeichnete positive Entwicklungen, während die Einführung neuer Produkte wie New Optimals Wave 1 in wichtigen Märkten erfolgte.
Der Wellness-Bereich mit Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln entwickelte sich als stärkste Unterkategorie. Neue Produkteinführungen wie Marine Calcium & Vitamin D sowie Protein Blend trugen zum Wachstum bei. Magnesium etablierte sich unter den sechs wichtigsten Produkten des globalen Portfolios.
Color Cosmetics zeigte im zweiten Quartal eine leichte Erholung, nachdem der Bereich längere Zeit schwächelte. Der Lips-Sektor erzielte die beste Performance innerhalb der Kategorie, unterstützt durch Produkteinführungen wie THE ONE Stain & Stay Lip Marker.
Fragrances profitierte von saisonalen Kollektionen und der erfolgreichen Markteinführung verschiedener Duftlinien. Personal Care verzeichnete kontinuierliches Wachstum, insbesondere die Milk & Honey Brand mit aufeinanderfolgenden Quartalszuwächsen.
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Operative Kennzahlen unter Druck
Die operative Entwicklung spiegelt die schwierige Marktlage wider. Die Bruttomarge sank im Halbjahresvergleich von 65,9 auf 64,7 Prozent. Verkaufs- und Marketingkosten stiegen auf 33,7 Prozent des Umsatzes, bedingt durch höhere Kompensationszahlungen im Beauty-Community-Model und verstärkte Marketingaktivitäten.
Die Verwaltungskosten reduzierten sich auf 30,6 Prozent des Umsatzes durch Einsparungen aus Restrukturierungsmaßnahmen. Trotzdem konnte die Kostenreduzierung den Umsatzrückgang nicht vollständig kompensieren.
Der operative Cashflow vor Finanzierungsaktivitäten betrug minus 14,8 Millionen Euro gegenüber minus 8,7 Millionen Euro im Vorjahr. Die Verschlechterung resultierte hauptsächlich aus niedrigeren Umsätzen und negativen Veränderungen des Nettoumlaufvermögens.
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Beauty-Community-Model zeigt erste Erfolge
Das digitale Transformationsprogramm machte weitere Fortschritte. Über 99 Prozent aller Bestellungen erfolgten online, über mobile Endgeräte wurden 85 Prozent der Website-Besuche generiert. Die Oriflame-App verzeichnete 625.000 monatlich aktive Nutzer im zweiten Quartal.
Das Beauty-Community-Modell wurde in 48 Märkten implementiert, die über 80 Prozent des Gruppenumsatzes repräsentieren. Etwa 34 Prozent der aktiven Community gehören bereits diesem Modell an. Die Gesamtzahl der Mitglieder sank auf 1,374 Millionen gegenüber 1,539 Millionen im Vorjahr.
Neue Märkte wie Südafrika wurden mit Influencer-Partnerschaften erschlossen. Lokale Prominente wie Khuli Chana fungierten als Gründungsmitglieder für die Markteinführung.
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Finanzielle Position und Liquidität
Die Bilanzstruktur zeigt die anhaltenden Herausforderungen. Die Gesamtverschuldung belief sich zum 30. Juni auf 831,1 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung erreichte 754,4 Millionen Euro, was einer Net Secured Debt Ratio von 71,2 entspricht.
Die Liquiditätsposition umfasste 49,9 Millionen Euro Barmittel zum Halbjahresende. Der Revolving Credit Facility von 100 Millionen Euro war zu 85 Millionen Euro genutzt. Das Unternehmen führt Gespräche über eine umfassende Rekapitalisierung.
Die langfristigen Verbindlichkeiten von 719,3 Millionen Euro bestehen hauptsächlich aus Senior Secured Notes in Höhe von 250 Millionen Euro (fällig 2026) und 550 Millionen US-Dollar (fällig 2026).
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Strategische Neuausrichtung der Produktion
Oriflame kündigte die schrittweise Schließung seiner polnischen Produktionsstätte über die nächsten zwei Jahre an. Die Fertigung wird auf ein Netzwerk ausgewählter europäischer Hersteller übertragen. Diese Maßnahme ist Teil der Strategie zur Optimierung der Lieferkette und Kostensenkung.
Die Restrukturierung führte zu einmaligen Kosten von 20,1 Millionen Euro im ersten Halbjahr. Das Management erwartet, dass diese Maßnahmen mittelfristig zu Kosteneinsparungen und verbesserter Flexibilität führen.
Parallel dazu verstärkt das Unternehmen Nachhaltigkeitsinitiativen. Neue Produktformulierungen enthalten bis zu 99 Prozent natürliche Inhaltsstoffe, und verschiedene Produktlinien erhielten Zertifizierungen der Vegan Society.
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Ausblick auf die weitere Entwicklung
Die Rekapitalisierung wird voraussichtlich im dritten Quartal 2025 abgeschlossen. Über 91 Prozent der ausstehenden Anleihen haben der Umstrukturierung bereits zugestimmt. Das Management sieht in der finanziellen Neuordnung eine wichtige Voraussetzung für die weitere Geschäftsentwicklung.
Das Beauty-Community-Model soll auf weitere Märkte ausgeweitet werden, mit dem Ziel einer vollständigen Implementierung bis Anfang 2026. Fokus liegt dabei auf der Verbesserung der digitalen Kundenerfahrung und der Optimierung der Vertriebsprozesse.
Die operative Leistung hängt von der erfolgreichen Umsetzung der Kostensenkungsmaßnahmen und einer Stabilisierung der Umsätze in den Kernmärkten ab. Das Unternehmen strebt eine Rückkehr zu profitablem Wachstum in den kommenden Quartalen an.






























