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Quorum 1996: Als das Alarmanlagenimperium des Raymond Hung zusammenbrach

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Sven Göbel und Christian Wiesner gehörten zu den ersten Führungskräften von Qourum, die damals über die „Holland-Route“ Tausende Vorregistrierungen vornahmen, um sich in einem von Ego getriebenen  Kopf-an-Kopf-Rennen Vorteile  zu verschaffen. Damals schon wurden Organisationen gebastelt und konstruiert. Das Skurillste an der Situation jedoch war das Quorum in den USA bereits Gläubigerschutz nach Chapter 11 anmeldete, während in Deutschland die Top-Leader „Stunde Null“ promoteten. 

Am 8. September 1996 war bereits alles vorbei

Am 8. September 1996 meldete das Phoenix Business Journal, dass die ortsansässige Quorum International Ltd. Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt hatte. Grund war die bereits am 3. Mai 1996 erfolgte Verurteilung zu einer Zahlung von 1,7 Millionen US-Dollar an den Quorum Distributoren Chemworld Products Corp., der die Company zuvor verklagt hatte. Chemworld Products stand für die Brüder Dan und Jim Hobbs, die auch noch als dba Team Concepts firmierten.

Vertreten wurde Chemworld Products (CP) seinerzeit durch die Kanzlei Rosner Law & McGee aus San Diego. Als CP durch den Vertrieb der Quorumgeräte monatliche Provisionen von mehr als 30.000 US-Dollar verdiente, kündigte Quorum wegen angeblicher Verstöße gegen die ethischen Regeln. In seiner Entscheidung zugunsten der Hobbs Brüder erklärte das Gericht die Kündigung des Vertrags durch Quorum für ungültig und sprach beiden die eingangs erwähnten 1,7 Millionen zu.

Rechtsanwalt Rosner bezeichnete den Insolvenzantrag Quorums vom 29. August 1996 beim US-Konkursgericht für Arizona als seltsamen Versuch, diese Zahlung an seine Mandanten zu umgehen. Angeblich verfügte Quorum über ein Vermögen von 24 Millionen, dem Verbindlichkeiten in Höhe von 33 Millionen US-Dollar gegenüberstanden. Aufgrund der engen Verknüpfung des MLM-Vertriebs mit dem 70 Prozent Anteilseigner Applied Electronics deutete viel darauf hin, dass die Gläubiger Quorums gleichzeitig dessen Eigentümer waren. Trotzdem waren die 1,7 Millionen nach dem Antrag gemäß Chapter 11 nicht mehr separat vollstreckbar.

Glaubt man damaligen Insidern, lagen bereits zwei bis drei Jahre, nachdem Quorum 1991 in Phoenix zunächst unter President und CEO Martin Matthews seine Geschäftstätigkeit aufgenommen hatte, einige der US-amerikanischen Top-Leader, Diamond Executives genannt, mit Raymond Hung im Clinch.

Ursprünglich hatte Hungs Elektronik produzierendes Unternehmen zu Anfang der 1990er-Jahre ein paar einfach zu handhabende Haus-, Auto- und Personal-Alarm-Geräte für einen Kunden entworfen, die dieser jedoch nicht abnahm. Als sich Matthews und Hung im Rahmen einer anderen Geschäftsbeziehung kennenlernten, ließ sich Matthews diese Geräte zeigen und schlug Hung vor, ein MLM-Unternehmen zu gründen, um sie zu vertreiben. Gesagt, getan – Hung ließ Matthews machen und begann erst sich wirklich für Quorum zu interessieren, als es sehr schnell mit 100 Millionen US-Dollar Jahresumsatz zum Shooting Star der Network-Branche wurde.

Dass Quorum tatsächlich das Zeug zu einem Billion-Dollar Global Player hatte, zeigte sich insbesondere am Beispiel der Eröffnung des deutschen Markts im Januar 1995. Der Monat war noch nicht ganz um und schon hatte sich mit Dr. Sven Göbel der erste deutsche Diamond Executive qualifiziert. Kurz darauf folgte ihm mit Christian Wiesner, der nur fünf Monate für seine Qualifikation benötigte, Diamond Nummer zwei.

Bereits im Vorfeld hatte Quorums bevorstehender Schritt nach Deutschland die Szene elektrisiert und unter einer Büroadresse in den Niederlanden für jede Menge Registrierungen deutscher Distributoren vor Marktstart verbunden mit Qualifikationen für höhere Positionen gesorgt. Meetings unter der Woche mit mehreren Hundert Teilnehmern und eine aus allen Nähten platzende Roadshow lieferten beeindruckende Belege des großen Interesses.

Doch wurden insgesamt weiter zu viele Fehler gemacht. Vollmundige Ankündigungen Hungs wie eine Scheibe, die einen normalen Fernseher durch simples Davorstellen zum 3D-Fernseher macht oder das Grundstück auf Quorum Island für alle Diamond Executives stellten sich als substanzlos heraus und schadeten so der Glaubwürdigkeit aller Führungskräfte. Schließlich entschied Hung auf Anraten seiner Analysten 1997, die seit 1995 erhältlichen Verbrauchsprodukte Quorums zu verknappen, weil diese von Zulieferern stammten. So sollte der Fokus der Vertriebspartner wieder auf die im Haus produzierten Elektronikprodukte gerichtet werden, um durch Mehrumsatz den Kurs der Applied Electronics Aktie an der Hung Sen-Börse positiv zu beeinflussen. Tatsächlich jedoch war das der Anfang vom 1999 erfolgten Ende, weil das Unternehmen dem einsetzenden Exodus seiner Top-Leader nichts mehr entgegenzusetzen hatte. (FW)

Was ist aus den alten Quorum-Leadern geworden?

Sven Göbel: Der erste Quorum Double-Diamond weltweit startete 2001 nach seinen Intermezzos bei Freeway 100 und Vanilla mit Unicity International und wurde dort eines der ersten Chairmen’s Club Mitglieder. Im Anschluss an seine Tätigkeit als Vice-President Juice Plus (2013 – 2017) wurde er 2017 als einer der vier Gründer CEO der im gleichen Jahr gegründeten schweizerischen Enhanzz Global AG.

Christian Wiesner: Nur fünf Monate nach seinem Start zum schnellsten Quorum Diamond weltweit qualifiziert, machte der Berliner sich Mitte der 1990er-Jahre einen Namen in der Branche. 2003 gründete Christian Wiesner sein Network für Anti-Aging-Produkte, Kosmetik und Nahrungsergänzungen WellStar GmbH & Co. KG, das laut Gerichtsbeschluss vom 15. Februar und 26. März 2021 als insolvent aufgelöst wurde.

Eric Worre: Der vor seinem Engagement im Network-Marketing zusammen mit seinem Vater John Worre in der eigenen Immobilienfirma tätige Eric nutzte seine Erfahrung aus erfolgreichem Vertriebsaufbau für eine zweite Karriere. Als Bestsellerautor, Coach und Network-Marketing Pro hat er seine Aktivitäten global ausgeweitet, um so sein Know-how an möglichst viele Menschen weitergeben zu können.

Jeff Olsen: Nach seiner Zeit als aktiver Vertriebspartner gründete Jeff Olsen 2011 das Network-Marketing-Unternehmen für Pflegeprodukte Nerium International (seit 1. Februar 2019 NeoraTM) und wurde dessen CEO. Olsen konnte nicht verhindern, dass Neriums Mitte 2017 gestartete Expansion in die D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich und die Schweiz) knapp zwei Jahre später aufgegeben wurde.

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