Am 11. April 2025 erschütterte die Nachricht, das Modere (vormals Neways) seinen Geschäftsbetrieb mit sofortiger Wirkung einstellt, tausende Vertriebspartner des Unternehmens. Ohne Vorwarnung erschien auf der offiziellen Website eine Mitteilung mit dem Titel „Thank You for the Journey“. Das Unternehmen dankte seinen Kunden und Vertriebspartnern und erklärte, man habe sich nach 23 „wunderbaren Jahren“ entschieden, die Türen zu schließen. Die Ankündigung erfolgte am Freitag, ausgerechnet an einem geplanten Zahltag für Provisionen.
Abgang ist eine Farce
Nate Frazier, Executive Chairman, wandte sich in der kurzen Notiz an die Community: „Wir sind unglaublich dankbar für eure Unterstützung, euer Vertrauen und eure Loyalität über all die Jahre. Danke, dass ihr Teil unserer Geschichte wart, es war uns eine Ehre.“ Über Hintergründe dieser Entscheidung wurde kein Wort verloren. Weder Mitarbeiter noch die zehntausenden Social Marketer hatten zuvor irgendwelche Anzeichen oder Vorabinformationen erhalten; der Kollaps kam „ohne jede Vorwarnung“. Viele erfuhren buchstäblich über Nacht von der Geschäftsaufgabe – per Web-Banner oder E-Mail.
Die erste offizielle Verlautbarung blieb das knappe Statement auf der Website. Auch Nate Frazier persönlich gab zunächst keine weiterführende Erklärung oder Pressemitteilung heraus. Lediglich intern wurde kommuniziert, dass man „diese Entscheidung schweren Herzens getroffen“ habe und es keine Zukunft mehr für die Marke gebe – was die Partner vor vollendete Tatsachen stellte.
Der plötzliche Abgang kann als „Farce“ bezeichnet werden, da Modere noch wenige Wochen zuvor öffentlich optimistische Ankündigungen veröffentlichte. Tatsächlich hatte das Unternehmen am 27. Februar 2025 – also nur sechs Wochen vor dem Aus – eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der von Expansion und beschleunigtem Wachstum die Rede war, inklusive der Ernennung einer neuen Vertriebschefin, Catherine Scott.
„Während Modere seine Reichweite weiter ausdehnt und das Wachstum beschleunigt, freuen wir uns, Catherine in unserem Führungsteam willkommen zu heißen“, ließ sich Nate Frazier darin zitieren.
Hintergründe des Niedergangs
Ein zentraler Punkt war der Konflikt mit Top-Leader Justin Prince, der im August 2023 Make Wellness gegründet hatte und dem Modere daraufhin Ende 2023 fristlos kündigte. Prince gehörte zu den umsatzstärksten und prominentesten Vertriebspartnern, und seine Kündigung führte zu zwei Gerichtsverfahren und zur Abwanderung zahlreicher weiterer Führungskräfte.
Warnzeichen, die von vielen zunächst ignoriert wurden, denn scheinbar lief alles weiter wie gewohnt. Doch im Nachhinein gelten der Prince-Abgang und der Verlust weiterer Leader Anfang 2024 als Wendepunkt, ab dem Modere massiv an Momentum verlor.
Das plötzliche Aus von Modere kann als Weckruf gesehen werden
Einerseits zeigt es, wie selbst etablierte MLM-Unternehmen ohne Vorzeichen implodieren können, wenn Leadership, Finanzen oder rechtliche Probleme aus den Fugen geraten. Andererseits kann die Art und Weise der Kommunikation – oder eben Nicht-Kommunikation – scharf kritisiert werden.
Was passiert mit offenen Provisionszahlungen?
Viele Partner blieben nicht nur emotional enttäuscht zurück, sondern standen auch vor ganz praktischen Fragen: Was passiert mit offenen Provisionszahlungen? Können bestehende Produkt-Abos der Kunden noch beliefert werden? Bislang (Stand Mitte April 2025) sind diese Punkte ungeklärt.
Nate Frazier meldete sich am 12. April in einem kurzen Video zu Wort und bezeichnete die Situation als „unglücklich und komplex“ – man arbeite mit Juristen an geordneten Abwicklungsprozessen. Details nannte er jedoch keine und so bleiben die genauen Ursachen für das Ende Spekulation.
Insider berichten über Liquiditätsprobleme, Fehlentscheidungen im Management und die Abwanderung einer kritischen Masse an Führungskräften. „Modere war 10 Jahre lang ein Vorzeigemodell für die Branche – umso tragischer ist dieses Ende. Es erinnert uns daran, dass selbst glänzende Erfolgsgeschichten abrupt enden können, wenn hinter den Kulissen die Weichen falsch gestellt werden.“
Die Marke Modere verschwindet damit nach 38 Jahren (inklusive Neways) vom Markt. Was bleibt, ist eine Erfolgsgeschichte, die einst im Kleinen begann, sowie die Lektion, dass Transparenz und Vertrauen im Network Marketing unverzichtbar sind. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob weitere Details ans Licht kommen. Für den Moment markiert der 11. April 2025 das Ende einer Ära – und ein schwarzes Kapitel für viele, die an Modere geglaubt haben.
Aus Neways wurde Modere
Modere Inc. begann seine Geschichte 1987 unter dem Namen Neways, gegründet von Thomas und Leslie D. Mower. Das Unternehmen spezialisierte sich früh auf „gesunde“ Haushalts- und Pflegeprodukte ohne umstrittene Inhaltsstoffe – ein Grundsatz, der später als „Live Clean“-Philosophie bekannt wurde. Anfangs firmierte das Unternehmen noch unter anderem Namen und wurde 1992 offiziell in Neways umbenannt.
Die Mowers etablierten die Produktion in Salem (Utah), während sich der Hauptsitz im nahegelegenen Springville, Utah befand. Dank der wachsenden Nachfrage nach seinen Kosmetika, Nahrungsergänzungen und Reinigungsprodukten expandierte Neways bereits in den 1990er Jahren international: Bis 2006 war Neways in 23 Ländern vertreten, darunter Märkte wie Australien und Malaysia (wo Neways Tochterfirmen betrieb). Die Firmenleitung lag in dieser Phase fest in den Händen der Gründer, doch es gab auch erste personelle Verstärkung: So stieß etwa 2004 Eric Larsen als CEO hinzu, der die Mowers im operativen Geschäft unterstützte.
2006 für rund 600 Millionen US-Dollar verkauft
Am 8. November 2006 gab Neways bekannt, vom Private-Equity-Investor Golden Gate Capital übernommen worden zu sein. Der Kaufpreis wurde auf 500–600 Mio. US-Dollar geschätzt. Golden Gate Capital, das zuvor u. a. Herbalife investiert hatte, brachte frisches Kapital und eine neue strategische Perspektive.
Golden Gate setzte auf ein erfahrenes Management-Team: Eric Larsen blieb zunächst CEO, um Kontinuität zu gewährleisten, und James Watson (VP bei Neways) versicherte, das Tagesgeschäft gehe „business as usual“ weiter.
Neways beschäftigte zu diesem Zeitpunkt weltweit rund 1.300 Mitarbeiter (davon 550 in Utah) und verfügte über ein Netzwerk von tausenden Vertriebspartnern und Kunden. Die Mission – sichere Produkte für eine „gesündere Welt“ – blieb offiziell unverändert.
Restrukturierung, Z Capital und Rebranding zu Modere (2006–2014)
Unter der Regie von Golden Gate Capital konnte Neways zunächst weiter wachsen und seine internationale Präsenz festigen. 2011 vollzog der Eigentümer eine interne Restrukturierung des Unternehmens, vermutlich um Neways für einen Weiterverkauf oder Umbau vorzubereiten. Tatsächlich erfolgte 2013 der Verkauf an einen neuen Investor: die Beteiligungsgesellschaft Z Capital Partners, L.L.C..
Mit diesem Wechsel ging auch ein Führungswandel einher. Bereits Juli 2012 – also kurz vor Abschluss der Übernahme – wurde Robert Conlee zum Chief Executive Officer (CEO) und Chairman of the Board ernannt. Conlee war ein Direct-Selling-Veteran (u. a. ex-CEO von XanGo) und sollte Neways in eine neue Ära führen.
Z Capital leitete einen umfassenden Umbau der Marke und Geschäftsstrategie ein.
Unter ihrer Ägide wurde aus Neways schließlich „Modere“. Dieser Rebranding-Prozess startete in den USA 2014: Name, Logo und Produktdesign wurden modernisiert, das Marketingkonzept überarbeitet und das gesamte Geschäftsmodell erhielt ein Facelift. Aus Neways mit seinem eher klassischen MLM-Auftritt entstand eine Lifestyle-orientierte Marke Modere, die verstärkt auf Social-Media-Vertrieb und E-Commerce setzte.
Auch der Vergütungsplan und die Preisstruktur wurden angepasst, um zeitgemäßer und attraktiver für neue Zielgruppen zu sein. Ab Oktober 2015 trat das Unternehmen dann auch in Europa nur noch unter dem Namen Modere auf – der Markenwechsel war global vollzogen.
Mit dem Rebranding einherging eine Fokussierung des Produktsortiments. Aus der sehr breiten Palette von Neways wurden unter dem Namen Modere klar definierte Produktgruppen gebildet: Körperpflege und Gesichtspflege, Kosmetik, Gesundheit & Wellness (inkl. Nahrungsergänzung) sowie Haushalts- und Reinigungsprodukte. Modere positionierte sich als „clean label“-Marke: Alle Artikel – von Shampoo und Collagen-Drink bis zum Waschmittel – sollten wissenschaftlich entwickelt, wirksam und zugleich frei von schädlichen Chemikalien sein.
Dieses Konzept war eigentlich bereits das Credo von Neways, wurde aber unter Modere noch konsequenter als Markenkern kommuniziert. Flagship-Produkte wie die flüssige BioCell®-Kollagen-Trinkkur oder das Trim™-Figurgel (ein Body-Toning-Supplement) unterstrichen den Innovationsanspruch.
Parallel zur Neuausrichtung baute Modere seine Infrastruktur und internationale Präsenz weiter aus.
Die Europazentrale wurde in Belgien im ehemaligen Neways-Büro angesiedelt, um den Kontinent effizienter zu betreuen. In den USA verblieb das Headquarter zunächst in Utah, während der asiatische Markt über Niederlassungen in Japan (und bis 2018 auch in anderen Ländern, dazu später mehr) versorgt wurde.
Insgesamt war Modere/Neways auf dem Höhepunkt in rund 39 Märkten weltweit aktiv. Zu den größten gehörten die USA und Kanada, Australien/Neuseeland sowie Westeuropa (bes. Deutschland, Frankreich, UK) und Japan. Ende 2014, nach Abschluss des Rebrandings, startete Modere eine neue Wachstumsphase mit frischem Markenimage und hoffte, verlorenes Terrain gut machen zu können und neue Generationen von Kunden und Vertriebspartnern anzusprechen.
Expansion, internationale Standorte und Märkte
Bereits als Neways hatte das Unternehmen früh global Fuß gefasst – mit Markt-Eröffnungen in Ozeanien, Asien und Europa. So zählte Australien zu den ersten Auslandsmärkten, und auch in Japan und Europa (u. a. Deutschland) war Neways schon in den 1990er- und 2000er-Jahren präsent. Laut einem Bericht von 2006 unterhielt Neways Büros in 23 Ländern und war damit ein weltweit agierender Player.
Unter Modere wurde dieses Netzwerk zunächst weiter ausgebaut: 2018 expandierte Modere nach Osteuropa und eröffnete z.B. in Polen einen neuen Markt. „Wir glauben, dass unser Social-Retail-Geschäftsmodell perfekt zum polnischen Markt passt“, erklärte Modere Europa im Zuge des Launches und verwies auf tägliche Auszahlungen und einen Vergütungsplan, der sowohl Einzelverkäufer („Promoter“) als auch Teambuilder belohnt.
Allerdings zeigte sich auch, dass nicht alle Expansionsschritte nachhaltig erfolgreich waren. Anfang 2018 verkündete Modere die Schließung mehrerer asiatischer Märkte – darunter Südkorea, Thailand, Hongkong, Taiwan, Singapur und Malaysia – im Rahmen einer Fokussierung auf Kernregionen. Fortan blieb in Asien nur noch Modere Japan aktiv, während man die Ressourcen auf Nordamerika, Europa und Australien bündelte. Offiziell sprach das Management von einer „globalen strategischen Neuausrichtung” und betonte, man könne in jene Regionen zurückkehren, sobald die Bedingungen es erlaubten.
Inoffiziell wurde gemunkelt, dass das Geschäftsmodell in vielen asiatischen Ländern schlicht nicht die erhoffte Akzeptanz fand – die Umsätze blieben hinter den Erwartungen zurück. Überraschend war dieser Rückzug insofern, als MLM-Unternehmen mit aggressiven Bonusmodellen oft gerade in Asien florieren, wo die Regulierung weniger streng ist. Dennoch gelang es Modere, seinen Kernmarkt Japan zu halten, und das Wachstum in anderen Regionen machte die Verluste teilweise wett.
Die wichtigsten Absatzregionen in den späten 2010er und frühen 2020er Jahren waren somit: Nordamerika, Europa und der asiatisch-pazifische Raum (exkl. Festland-Asien). Laut Aussagen des Unternehmens bediente Modere zuletzt eine Community von über 3 Millionen Kunden weltweit, auch wenn genaue Partnerzahlen nie offiziell veröffentlicht wurden. Ein Indikator: 2018 meldete Modere zweistellige Umsatzzuwächse in Nordamerika, einen Umsatzboom um über 500 % in Europa (wohl durch den Rebrand-Effekt) und +40 % in Australasien.
Solche Zuwächse zeigten sich vor allem nach Einführung populärer Produkte wie des Lean Body Sculpting Systems™ oder neuer Geschmacksrichtungen des Figurproduktes Trim™. Z Capital-Chef James Zenni, zugleich Verwaltungsratsmitglied von Modere, lobte Ende 2018 die „starke Performance“ und äußerte Zuversicht in weitere ambitionierte Wachstumspläne. Diese Euphorie sollte sich jedoch nicht dauerhaft halten.
Führungswechsel und Köpfe des Unternehmens
Über fast zwei Jahrzehnte prägten Tom und Leslie Mower als Gründer und Visionäre das Gesicht des Unternehmens. Mit ihrem Ausscheiden 2006 endete die Gründerära. In der Übergangsphase unter Golden Gate Capital und auch nach dem Verkauf an Z Capital wurde Neways/Modere von einer Reihe erfahrener Manager geleitet:
- Eric Larsen (CEO 2004–2008) – Er stieß 2004 aus der Branche zum Unternehmen und führte als CEO durch die Übernahme 2006 hindurch.
- Michael Cunningham (CEO 2008–2012) – Über ihn ist öffentlich wenig bekannt; er war eine Zwischenlösung, bevor Z Capital das Ruder übernahm. (Anmerkung: In offiziellen Mitteilungen taucht dieser Name kaum auf – dies deutet darauf hin, dass die Jahre 2008–2011 eine Übergangsperiode mit mehreren Wechseln im Top-Management waren.)
- Robert Conlee (CEO & Chairman 2012–2018) – Vom neuen Eigentümer Z Capital installiert, brachte Conlee umfangreiche MLM-Erfahrung mit. Unter seiner Führung wurde 2014 das Rebranding zu Modere durchgeführt. Conlee lenkte die Expansion nach Europa und legte den Grundstein für das Social-Retail-Modell.
- Asma Ishaq (CEO 2018–2023) – Sie übernahm im Januar 2018 die globale Geschäftsführung, nachdem Modere 2017 ihr eigenes Start-up (Jusuru) akquiriert hatte. Ishaq, als Expertin für Nutraceuticals, führte das Unternehmen zu neuen Produktinnovationen (z. B. Liquid BioCell® in neue Märkte) und betonte die wissenschaftliche Validierung der Produkte. Unter ihrer Ägide gewann Modere Auszeichnungen (z.B. SupplySide Award 2018 für Modere Trim) und sie selbst wurde als NutraChampion-Finalistin geehrt. Im Laufe des Jahres 2023 verließ Ishaq jedoch unerwartet das Unternehmen – offiziell, um sich neuen Projekten zu widmen.
- Nate Frazier (President & Executive Chairman ab 12/2023) – Nach Ishaqs Weggang übernahm Ende 2023 Nate Frazier als oberster Verantwortlicher. Frazier, zuvor COO, wurde zum Executive Chairman ernannt und führte interimistisch auch die Rolle des Präsidenten. Er galt als erfahrener Vertriebsstratege und sollte Modere in die Zukunft führen. Unter seiner Leitung wurde Anfang 2025 noch ein Affiliate-Programm als neues Partnermodell in Beta-Phase (z. B. in UK) gestartet, das Social-Marketern mehr Flexibilität bieten sollte – ein Versuch, das Geschäftsmodell weiter zu modernisieren.
Diese Abfolge verdeutlicht, dass Modere in verschiedenen Phasen von unterschiedlichen Personen geprägt wurde. Tom und Leslie Mower stehen für die Pionierphase mit visionärem Gründergeist. Robert Conlee repräsentiert die professionelle Neuaufstellung unter Private-Equity-Regie. Asma Ishaq verkörperte die wissenschaftlich fundierte Wellness-Orientierung, und Nate Frazier schließlich die letzte Führungsgeneration, die verstärkt auf soziale Medien und Influencer-Modelle setzte. Nicht zu vergessen sind auch Topleader wie Justin Prince, die als unabhängige Vertriebspartner erheblichen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung hatten.
Produkte: Kategorien und „Live Clean“-Philosophie
Modere führte ein breites Sortiment an Konsumgütern des täglichen Bedarfs, gebündelt in klar umrissenen Produktkategorien:
- Haushalts- und Reinigungsprodukte: Umweltfreundliche Wasch- und Putzmittel, Geschirrspülmittel, Allzweckreiniger usw., die effektiv, aber ungiftig und biologisch abbaubar sein sollten. 2018 z.B. lancierte Modere einen neuen Multi-Surface Cleaner und einen biologisch abbaubaren Geschirrspül-Gel als „grauwasser-sicher“ für umweltbewusste Kunden.
- Körperpflege und Gesichtspflege: Shampoos, Duschgels, Lotionen, Zahnpasta, Hautcremes und Anti-Aging-Produkte. Ein Highlight in diesem Bereich war die Modere I/D® Anti-Aging-Systempflege, die mit pflanzlichen Wirkstoffen patentiert wurde. Alle Pflegeprodukte folgten der Clean-Label-Maxime, d.h. frei von Parabenen, Sulfaten, Phthalaten und anderen bedenklichen Stoffen.
- Kosmetik: Dekorative Kosmetik spielte eine kleinere Rolle, war aber vorhanden – etwa Make-up-Produkte ohne toxische Inhaltsstoffe. Modere trat hier weniger als Trendmarke auf, sondern hob hervor, dass auch Schminke „clean“ sein könne.
- Gesundheit & Wellness / Nahrungsergänzung: Dieser Bereich umfasste Vitamine und Mineralstoffe, Superfood-Präparate, Probiotika und spezielle Ernährungsprodukte. Eine Kerninnovation war Liquid BioCell®, ein flüssiges Kollagen-Hyaluronsäure-Präparat zur Förderung der Gelenk- und Hautgesundheit, das Modere 2017 durch die Übernahme von Jusuru in sein Portfolio integrierte. Modere vermarktete es erfolgreich in mehreren Ländern ab 2018.
- Gewichtsmanagement: Hierunter fielen Programme wie das M3 Body System (ein 3-monatiges Abnehmprogramm mit mediterraner Diät und Supplements) sowie Einzelprodukte zur Gewichtskontrolle. Modere Trim™ – ein Sirup mit CLA (konjugierter Linolsäure) zur Reduktion von Körperfett – war eines der meistverkauften Produkte und gewann 2018 den Editor’s Choice Award als bestes Weight-Management-Produkt. Ergänzt wurde Trim durch Modere Carb Blocker und neuere Entwicklungen wie Modere Curb (ein Appetitzügler mit natürlicher GLP-1-Stimulation, eingeführt 2024).
All diese unterschiedlichen Waren verband Modere mit einem gemeinsamen Versprechen: „Live Clean“. Das Motto stand dafür, dass die Produkte sicher für Mensch und Umwelt sein sollen. Laut Unternehmensdarstellung enthält das Sortiment keine der „über 1000 bei uns verbotenen“ Inhaltsstoffe und beruhe auf einer holistischen Gesundheitsphilosophie, die Ernährung, Umwelt und Lifestyle einschließt. Diese Ausrichtung wurde auch in der Außendarstellung betont – etwa durch Labels wie ECO-Friendly, BPA-free, Zertifizierungen (NSF GMP für die Fertigung in den USA) und die Unterstützung von Umweltinitiativen.
Modere wollte nicht nur ein MLM sein, sondern eine Lifestyle-Marke für gesundheitsbewusste Konsumenten. Dafür erhielt die Firma im Laufe der Jahre verschiedene Auszeichnungen, z.B. wurde Modere 2022 von Newsweek zu den Top 100 Most Loved Workplaces (beliebteste Arbeitgeber) in den USA gezählt.
Vergütungsplan und Geschäftsmodell im Social Retail
Modere operierte als Network-Marketing-Unternehmen mit einem mehrstufigen Vergütungsplan, der klassische MLM-Elemente mit modernen Direktvertriebsideen kombinierte. Das Modell wurde vom Unternehmen als „Social Retail“ bezeichnet – eine Mischung aus Social-Media-Verkauf an Endkunden und Teamaufbau wie im MLM.
Insgesamt stellte Modere sein Vergütungsmodell als modernes, flexibles Hybridmodell dar. Es betonte, dass auch ohne Recruiting Einkommen möglich sei (Stichwort: Social Retail statt klassisches MLM). Dennoch handelte es sich faktisch um ein MLM-System mit Unilevel-Struktur und mehreren Karriereleveln, in dem die Spitzenverdiener diejenigen mit großen internationalen Downlines waren.
Geschäftsentwicklung in Zahlen
Als privat geführtes Unternehmen veröffentlichte Modere keine offiziellen Geschäftszahlen. Der Umsatz von Modere soll 2019–2021 rund 350 Mio. USD betragen haben. Ab 2022 kam es allerdings zu einem deutlichen Einbruch (–40 % auf ~220 Mio.), der sich 2023 fortsetzte. Auffällig ist, dass Modere 2021 trotz globaler Pandemie stabil blieb, dann aber 2022 einbrach – möglicherweise ein Indiz, dass 2020/21 viele Direct-Selling-Firmen vom Online-Boom profitierten und 2022 dann Korrekturen erlebten.
In der Geografie des Umsatzes war Modere zuletzt breit aufgestellt: Nordamerika dürfte weiterhin den Löwenanteil gestellt haben, doch Europa wuchs am schnellsten (fünffaches Wachstum 2018) und entwickelte sich zu einem Schlüsselmarkt. Australien/Neuseeland sowie Japan waren ebenso wichtige Pfeiler. Neu engagierte sich Modere ab 2022 auch in Indien (ein Markt, der im „Our Story“-Profil erwähnt wird), wobei nicht klar ist, ob hier bereits substanzielle Umsätze erzielt wurden.
Auch auf der Vertriebspartner-Seite gibt es bemerkenswerte Zahlen: Im Oktober 2023 postete Top-Leader Justin Prince, dass er über 300 Videos und zehntausende Follower aufgebaut hatte. Modere setzte stark auf Endkundenumsatz – der Anteil reiner „Kunden“ (ohne selbst Partner zu sein) war höher als bei manchem klassischen MLM, was auf einen gewissen Retail-Fokus hindeutet. Dies wurde auch damit belohnt, dass Modere 2020 und 2021 in der DSN-Liste der besten Arbeitsplätze erschien und für seine Kundenzentrierung gelobt wurde.
Wachstumsphasen: Rückblickend lassen sich grob drei Phasen unterscheiden:
- Pionier- und Expansionsphase (1987–2005): Schnelles Wachstum als Neways, internationale Expansion auf ~20+ Länder, getrieben vom Wellness-Trend und wenig Wettbewerb im Segment mit „sicheren Inhaltsstoffen“.
- Konsolidierungs- und Relaunchphase (2006–2018): Nach Übernahmen, Neuausrichtung, Markenwechsel zu Modere, Entwicklung neuer Bestseller, starker Schub in späten 2010ern (insb. Europa). Umsatzpeakum 2018–2020 (~350 Mio. USD).
- Stagnation und Rückgang (2019–2024): Trotz guter Ausgangslage stagnierte das Wachstum ab 2019. Interne Konflikte und Marktsättigung führten zu Rückgang. Das Geschäftsmodell kam unter Druck, während die Konkurrenz durch Influencer-Brands zunahm.